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Donnerstag, 11. Oktober 2007
plastikweiß
kettenbrecher, 22:21h
Eigentlich, so geht es durch meinen Kopf. Durch meinen Kopf geht vieles. Manches geht nicht. Eine Kugel, die wartet auf die schöne vierzig. Aber, wenn es so weit ist, dann her mit dem nächsten Jahrzehnt. Fünfzig. Fuffzich. Es geht nichts über das Herumtippen ohne Sinn und Verstand. Das ist gut. Ist befreiend. Da sitzen wir. Mein Bildschirmhintergrund. In einem der beiden Bildschirme dieses Bild: meine Mitarbeiter, Kollegen und ich. Vor ein paar Monaten. Sie schauen in die Kamera, während sie an einem langen Tisch sitzen und ihren Oberkörper zum Kopfende leichtverdrehen. Wir sind beim Italiener. Ich sollte mit diesen schönen Menschen, deren entschlossene&ehrliche Blicke jeden Betrachter erhellen, öfter Essen gehen. Da sitzen wir.
Junge und entschlossene Menschen. Schöne Menschen. Menschen sind schön. Das geht jetzt durch meinen Kopf. Weg mit der Kugel, her mit den Menschen. Her mit schönen Frauen, schönen Männern. Her mit euch. Wer immer du auch bist... Komm zu uns zu unserem Tisch. Zu uns. In unser Leben. Bereichere uns. Ich bin euphorisch. Ein Blick in meinen Desktop und schon geht es mir besser. Wein, italienisches Sprudelwasser, das zur Zeit Mode ist, Kola, Limonade und so weiter, und so weiter, immer weiter. Ich könnte fast schon eine dieser fortschrittlichen Hymnen singen... Bruder zur Sonne, zur Freiheit... Kommunismus ist gut. Das muss man sich wieder trauen zu sagen. Auf jeden Fall hunderttausendmal guter -ja, ja, ich kenne den richtigen Komparativ!- als das, was zur Zeit stattfindet. Ich möchte Hymen singen. Ich möchte das Hymen besingen. Ich möchte diesen Chrirurgen lobsingend preisen, der manche orientalische Frau rettet, in dem er die Defloration chirurgisch kaschiert. Genitaltschirurgen retten Leben. Das Leben meiner Menschen, meiner Frauen, deren Väter, deren Brüder noch in irgendwelchen merkwürdigen Steinzeiten leben. Leben. Wir wollen nur leben. Mehr nicht. Pathos. Pathetisch. Tisch. Langer Tisch. Schöne Mitarbeiter, schöne Mitarbeiterinnen. So: einfach so. Keine Ahnung: So. Es geht mir durch den Kopf. Eine stehende Wendung. Eine feste Wendung. Worte, aneinandergereiht, ohne Sinn- ohne Verstand. Es ist plastikweiß. Die Welt ist plastikweiß und saccharinsüß und neonhell. Das ist auch gut so.
Junge und entschlossene Menschen. Schöne Menschen. Menschen sind schön. Das geht jetzt durch meinen Kopf. Weg mit der Kugel, her mit den Menschen. Her mit schönen Frauen, schönen Männern. Her mit euch. Wer immer du auch bist... Komm zu uns zu unserem Tisch. Zu uns. In unser Leben. Bereichere uns. Ich bin euphorisch. Ein Blick in meinen Desktop und schon geht es mir besser. Wein, italienisches Sprudelwasser, das zur Zeit Mode ist, Kola, Limonade und so weiter, und so weiter, immer weiter. Ich könnte fast schon eine dieser fortschrittlichen Hymnen singen... Bruder zur Sonne, zur Freiheit... Kommunismus ist gut. Das muss man sich wieder trauen zu sagen. Auf jeden Fall hunderttausendmal guter -ja, ja, ich kenne den richtigen Komparativ!- als das, was zur Zeit stattfindet. Ich möchte Hymen singen. Ich möchte das Hymen besingen. Ich möchte diesen Chrirurgen lobsingend preisen, der manche orientalische Frau rettet, in dem er die Defloration chirurgisch kaschiert. Genitaltschirurgen retten Leben. Das Leben meiner Menschen, meiner Frauen, deren Väter, deren Brüder noch in irgendwelchen merkwürdigen Steinzeiten leben. Leben. Wir wollen nur leben. Mehr nicht. Pathos. Pathetisch. Tisch. Langer Tisch. Schöne Mitarbeiter, schöne Mitarbeiterinnen. So: einfach so. Keine Ahnung: So. Es geht mir durch den Kopf. Eine stehende Wendung. Eine feste Wendung. Worte, aneinandergereiht, ohne Sinn- ohne Verstand. Es ist plastikweiß. Die Welt ist plastikweiß und saccharinsüß und neonhell. Das ist auch gut so.
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Montag, 1. Oktober 2007
Kaffeebecher
kettenbrecher, 14:29h
Manchmal, ja manchmal, zum Beispiel an Tagen wie heute, da, ja da, yada, yada, yada...
Man könnte sich mit Seinfeld notbehelfen und alles bliebe da. Dada. Eigentlich versuche ich gerade nur das Nichts so zu verbiegen, so mit den Kräften der Sprache zu beeinflussen, dass sich daraus irgendetwas entwickelt. Es war die wunderbarste Erkenntnis damals (übertraf sogar die Freude, die ich bei meiner ersten Masturbation empfand): Das ganze Universum, mit all seinem Materie-Energiedingsbums bestünde aus dem Nichts, das aus einer ominösen Fluktuation heraus sich in Anti-alles und eben Nicht-Anti-alles aufgeteilt habe, die im Nu ihrer Entstehung sich voneinander so sehr entfernt hätten, dass uns nichts anderes geblieben wäre, als irgendwann zu sein (zu existieren). Seitdem, so weiß ich, ist unser Schicksal das dem (fast hätte ich Ödipus -oder Oidipus- geschrieben, har, har!) eines Sisyphosses gleich: Wir sind ewiglich dazu verdammt, Entropie zu produzieren!
Wir sind die Kinder Camus. Wir sind die Kinder Sartres.
"Wir müssen uns Sisyphos [halt] als einen glücklichen Menschen vorstellen."
Man könnte sich mit Seinfeld notbehelfen und alles bliebe da. Dada. Eigentlich versuche ich gerade nur das Nichts so zu verbiegen, so mit den Kräften der Sprache zu beeinflussen, dass sich daraus irgendetwas entwickelt. Es war die wunderbarste Erkenntnis damals (übertraf sogar die Freude, die ich bei meiner ersten Masturbation empfand): Das ganze Universum, mit all seinem Materie-Energiedingsbums bestünde aus dem Nichts, das aus einer ominösen Fluktuation heraus sich in Anti-alles und eben Nicht-Anti-alles aufgeteilt habe, die im Nu ihrer Entstehung sich voneinander so sehr entfernt hätten, dass uns nichts anderes geblieben wäre, als irgendwann zu sein (zu existieren). Seitdem, so weiß ich, ist unser Schicksal das dem (fast hätte ich Ödipus -oder Oidipus- geschrieben, har, har!) eines Sisyphosses gleich: Wir sind ewiglich dazu verdammt, Entropie zu produzieren!
Wir sind die Kinder Camus. Wir sind die Kinder Sartres.
"Wir müssen uns Sisyphos [halt] als einen glücklichen Menschen vorstellen."
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Mittwoch, 26. September 2007
Kaffeebecher
kettenbrecher, 16:56h
Ich muss wieder mal was von den Russen lesen, geht es mir durch den Kopf, während ich in Yeni Hayats Untiefen delieriere, und dieses unerträgliche Verlangen nach der Liebsten mich von allem Irdischen trennt.
Pamuks Werk treibt Caulfields Geist, den ich längst gemeuchelt zu haben glaubte, in mich. Ich möchte den Dichter antelefonieren. Ich muss wieder was von Tolstoi lesen, geht es mir durch den Kopf. Krieg und Frieden vielleicht. Aber nicht die literarisch anspruchsvollere Urfassung, die ich vor paar Jahren kaufte und las, sondern die alte, prätentiöse Insel-Ausgabe voller Setzfehler. Die Ausgabe, in der es so schön politisch und philosophisch dilettiert wird, in der unschuldig und dennoch brillant die Armeen zu einer lächerlichen Maschinerie dimuniert werden, in der -glaube ich- unerträglich oft das veraltete Adverb "namentlich" benutzt wird...
"Ridikül" - jawohl. Die allzu menschliche Eitelkeit als Triebfeder der Geschichte. Yeni Hayat weckt das Verlangen nach meiner Liebsten, dieses Verlangen lässt mich nach einer der beiden Ausgaben des großen Russen, die nun vor mir liegen, verzehren. Und Holden Caulfield ist immer irgendwie mit im Spiel.
Das Leben ist ganz schön merkwürdig.
Pamuks Werk treibt Caulfields Geist, den ich längst gemeuchelt zu haben glaubte, in mich. Ich möchte den Dichter antelefonieren. Ich muss wieder was von Tolstoi lesen, geht es mir durch den Kopf. Krieg und Frieden vielleicht. Aber nicht die literarisch anspruchsvollere Urfassung, die ich vor paar Jahren kaufte und las, sondern die alte, prätentiöse Insel-Ausgabe voller Setzfehler. Die Ausgabe, in der es so schön politisch und philosophisch dilettiert wird, in der unschuldig und dennoch brillant die Armeen zu einer lächerlichen Maschinerie dimuniert werden, in der -glaube ich- unerträglich oft das veraltete Adverb "namentlich" benutzt wird...
"Ridikül" - jawohl. Die allzu menschliche Eitelkeit als Triebfeder der Geschichte. Yeni Hayat weckt das Verlangen nach meiner Liebsten, dieses Verlangen lässt mich nach einer der beiden Ausgaben des großen Russen, die nun vor mir liegen, verzehren. Und Holden Caulfield ist immer irgendwie mit im Spiel.
Das Leben ist ganz schön merkwürdig.
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